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Fiktiver aber doch realer Erzähltext

Lebenslauf, anders als sonst


Volksschule: Ich konnte schon vor der Volksschule lesen, ein bisschen rechnen und auch einigermaßen schreiben. So ziemlich alles motivierte mich und ich war sofort interessiert, egal worum es ging. Nur die Englischlehrerin, die ich in der ersten und zweiten Klasse hatte, mochte ich nicht. Sie war Native Speakerin, allerdings behandelte sie uns wie Kindergartenkinder. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob sie überhaupt Deutsch sprach.

In der zweiten Klasse wurde überlegt, ob ich denn nicht eine Klasse überspringen solle und bereits mit 9 Jahren ins Gymnasium wechseln solle. Allerdings passte da nicht so ganz hinein, dass ich regelmäßig meine Radiergummis abstach. Ebenso nicht, dass ich mit Stiften spielte, nebenbei zeichnete oder „meine wichtigen Geschichten nicht in der Pause erzählen konnte“ – sorry – bis dahin hätte ich sie vergessen gehabt, genauso wie der Fakt, dass ich dann regelmäßig mit meiner Sitznachbarin vor der Tür saß, weil unser Stiftehandel nicht in den Unterricht passte, was aber nicht allzu tragisch war, draußen hatten wir wenigstens unsere Ruhe, diesen fortzusetzen.

In der Dritten war ich dann wieder die „würdige Gymnasiastin“, die man für alles begeistern konnte. Der Zweier auf die zweite Schularbeit enttäuschte dann plötzlich alle, wofür waren denn bitte die Schlampigkeitsfehler gut?!


Gymnasium: Mit zehn warf man mich dann schließlich in's neue Umfeld. Davor bildete ich mir noch ein, mir die Haare abhobeln zu lassen. Ich fand die Igelfrisur meiner Volksschullehrerin der ersten beiden Klassen so toll.

Das neue Umfeld passte mir gar nicht. Meine Freundinnen fanden sofort neue Freundinnen, während ich erst versuchte, mich in dem Umfeld zurechtzufinden.

Folgedessen gab es natürlich Kinder, die sehr an mir interessiert waren. Allerdings nicht in dem Sinne, in welchem meine Volksschulfreundinnen andere bzw. neue Freundinnen fanden. Ich meine, wer ist ein leichteres Ziel, als ein Kind, welches versucht, sich zu orientieren? Natürlich muss man es ärgern!

Als Kompensation versuchte ich klarerweise, bei den Mädchen Anschluss zu finden. Leider empfanden diese mein Anklopfen höchstens als nervig.

Natürlich bat ich in der zweiten Klasse zuhause darum, die Schule wechseln zu dürfen. „Aber das müsse ich doch aushalten“, in der dritten Klasse gäbe es sowieso eine neue Klassenzusammensetzung. Also hielt ich es aus. Neue Klasse, neue Lehrer*innen. Tatsächlich funktionierte es besser.

An meinen Noten änderte sich nichts. Zumindest an allen, bis auf Mathematik. Aus irgendeinem Grund war ich mit der neuen Mathematiklehrerin nicht auf einer Ebene. Warum? Kann ich bis heute nicht beantworten. Ich kann nicht einmal sagen, dass ich sie nicht mochte. Das wäre nämlich gelogen.

Allerdings fiel mein glänzendes „Sehr gut“ mit dem einmaligen „Gut“ auf ein „Nicht genügend“ ab. Schulterzuckend nahm ich die Arbeit entgegen. Gestört hatte es mich nicht, Mathematik interessierte mich nämlich nicht mehr. (Also lag es natürlich doch nicht an der Lehrerin. Oder interessierte es mich wirklich nicht mehr? Ich habe keine Ahnung. Es ist zu lange her.)

Allerdings hatte ich das Gefühl, dass gewisse abstrakte Berechnungen sinnfrei für mich wären. (Ob das stimmt, kann ich auch nicht sagen. Aber irgendwie muss man das doch begründen können, oder?)

Böse war man nicht auf mich. War doch etwas einmaliges.


Nein, war es nicht. Es begann ein wunderbarer Streak aus Fünfern und Vierern. Man versuchte mich zu motivieren, indem man mir Geld versprach, wenn ich mindestens einen Dreier schrieb.

Dann gab es da noch diesen Känguru-Wettbewerb, welcher auf mathematisch-logisches Denken abzielte. Bei dem ich zur Verwunderung aller den dritten Platz in der Klasse erzielte.

Man versuchte es mit gutgemeinter Nachhilfe, welche sich klarerweise nach den Verfügbarkeiten des Nachhilfelehrers sowie nach denen meiner Erziehungsberechtigten richtete. Was natürlich absolut nicht in mein Setting passte. So gut die Dinge erklärt wurden, war mein Gehirn nicht im Lernsetting, ging auch nichts hinein.

Zur Verwunderung meines Deutschlehrers. Er konnte das Mathematikproblem nicht verstehen. Ich schrieb meine Deutschschularbeiten und gab sie ab. Ohne sie durchzulesen. Bei den ersten paar Arbeiten ging der Schmäh, dass ich sie „eh durchgelesen hätte“, als Antwort auf die Frage, ob dies der Fall wäre, noch hinein. Allerdings machte der Deutschlehrer kein Drama daraus, da meine Deutscharbeiten ohnehin immer zu den besten der Klasse gehörten. Heute weiß ich, dass ich sie nur nicht durchlas, weil ich mich nicht mehr auf abgeschlossene Dinge konzentrieren konnte. Selbes Spiel ebenso bei meiner Deutschmatura. Zu der ich es dank Mathematik mit Ach und Krach, einer Nachprüfung, einer Klassenwiederholung sowie zwei Schulwechseln schaffte.

Unabhängig davon, dass ich den Stoff für die Mathematikmatura innerhalb von drei Tagen lernte und diese schaffte, da ich wusste, dass ich diese nicht so „leicht“ ausbessern konnte, wie eine Schularbeit.

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