Kunst darf alles.
Kunst darf legitimieren.
Kunst darf relativieren.
Kunst darf Aspekte heranziehen, die diskriminierend und verletzend wirken.
Kunst darf sich anspeiben.
Darf Kunst alles?
Von wem kommt diese Aussage eigentlich und wie wird sie begründet?
Natürlich könnte ich jetzt eine tiefgründige Googlerecherche starten, welche mich auf Seiten von Universitätsbibliotheken weiterleitet und mir die Möglichkeit einer fußnoten- und zitatreichen wissenschaftsbasierten Diskussion gibt, darauf habe ich aber, auf guad Deitsch g'sågt, koa Lust. Deswegen schreibe ich meinen Gefankenflow nieder, derweil um 06:39 in der Notizapp meines Handys.
Wenn Kunst alles darf, darf jede*r alles als Kunst einordnen. Wie sinnvoll ist das denn? Schmårr'n. Kunst ist keine Legitimierung für Diskriminierung, Kunst ist keine Relativierung und schon gar keine Entschuldigung.
Kunst ermöglicht die Flucht aus einer verkorksten Welt, welche ohnehin schon alles zu dürfen scheint. Zumindest denken das einige Menschen.
Um den überhaupt nicht fließenden Übergang in eine persönlichere Perspektive einfließen zu lassen:
Ich ordne Kunst als politisches Perspektivenbild ein. Irgendwie doch auf sehr viele Arten. Wenn auch unbewusst.
Als politische Vermittlerin. Außerhalb politischer Perspektiven als Geschichtenerzählerin. Als Sinnbild, als Spiegel einer selbst.
Die Gemeinsamkeit der genannten Perspektiven ist einfach herauszufiltern: Messaging. Das Erzählen von Geschichten oder das Vermitteln momentaner Stimmungen.
Messaging kann politisch sein. Ist es meistens. Alles ist politisch. Unsere Gedanken und Gedankenideologien, wenn auch unbewusst.
„Kunst darf alles“ schafft das Bewusstsein für Gedankenideologien, die relativieren. Warum? Gelesen habe ich das bisher nur im Kontext diskriminierender und marginalisierender Aspekte, welche künsterisch dargestellt und meines Erachtens nach zurecht kritisiert wurden.
Meine persönliche Note, meine Geschichte - Politisch. Wir leben in einer ideologisch geprägten und verkorksten Welt, welche uns politisch indoktiniert, auch wenn wir der Meinung sind, wir wären unpolitisch oder uns würde das Ganze doch gar nicht interessieren.
Wir echauffieren uns über ein Schulsystem, welches nach Leistung sortiert und eh nur die Norm durchlässt. Wir motzen über die hohen Mietpreise, welche mit regulären Gehältern unleistbar sind. Wir reden über Dinge, die wir gerne hätten, wir uns aber nicht leisten können, während ein Prozent der in Österreich lebenden Menschen die Hälfte des Vermögens aller Menschen hier besitzt und gar nicht erst darüber nachdenken muss, ob das und dies und jenes und das hier und das da drüben jetzt überhaupt leistbar ist. Und wir machen uns Gedanken. Unsere Kunst vermittelt Gedanken, Gefühle, auch bewusst politische Aspekte, wie zum Beispiel aufgezeigt werden, um Ungereimtheiten sichtbar zu machen - Weil wir uns darüber Gedanken machen.
Wenn ich wollte, könnte ich auch einer politischen Aspekt grottiger Fotos von totgefahrenen Tieren herausfiltern, allerdings widme ich mich jetzt Blondie und genieße die restlichen zehn Minuten meiner Fahrt in die Arbeit.
Comments